aus „Festschrift zur Feierstunde im 250. Geburtsjahr Johann Heinrich Zangs“, herausgegeben in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mainstockheim und der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Mainstockheim von der Volkshochschule Mainstockheim. Mainstockheim, 6. November 1983
In dem Aufschreibebuch des Mainstockheimer Büttners und Landwirts. Johann Peter Schneider, das Oberlehrer Selzer bearbeitet hat, findet sich die Nachricht, daß „Anno 1801, in der Nacht des 23. März, der russische Kaiser Paul Petrowitz ( = Paul I.) von einem Fürsten in seinem Zimmer erdrosselt wurde, von welchem Cantor Zang eine Uhr mit 454 Diamanten besetzt bekam“.
Wir haben lange Zeit gerätselt, was es mit diesem Geschenk des Zaren an Zang auf sich hatte. War diese Nachricht echt? Was könnte Zang nach Petersburg geschickt haben?
Erst bei den Vorarbeiten zu dieser Festschrift stießen wir auf die Lösung, als uns der Artikel über Johann Heinrich Zang im „Teutschen Künstlerlexikon“ das in den Jahren 1808 bis 1814 in drei Bänden erschienen ist, in unsere Hände kam. Dort heißt es:
Im Jahre 1793 sah Zang das allbekannte Blankische Kunstkabinett zu Würzburg, und machte sogleich den Versuch mit Verfertigung ähnlicher musivischer Kunstgemählde. Damit gelang es ihm so gut, daß einige seiner Arbeiten von verschiedenen Officieren dem Kaiser von Rußland gerühmt wurden; worauf er den Auftrag erhielt, einige Stücke nach St. Petersburg zu senden. Diesem zu Folge überschickte er das aus Saamen und Schmetterlingsflügeln verfertigte Russisch-kaiserliche Wappen, nebst 5 anderen Stücken, die von allerley Naturalien aus den drey Naturreichen zusammengesetzt waren. Dafür erhielt er nicht nur ein kaiserliches Belobigungsschreiben, sondern auch eine goldene Uhr, sammt massiven Bande, mit 454 großen und kleinen Brillanten und mit 24 Perlen besetzt.
Seit der Mainstockheimer Kantor im Jahre 1792 durch das „Reglement“ des Rats nur noch alle vier Wochen und in der kalten Jahreszeit überhaupt nur an den hohen Festtagen eine Kantate aufführen durfte, hatte Zang mehr Zeit. Er sieht in Würzburg diese „Musivbilder“, probiert diese Technik auch, mit Erfolg. Und wie könnte es bei ihm anders sein – er behält sein Wissen nicht für sich, er schreibt ein Büchlein darüber, das er in der Vorrede zu seinem Büttnerbuch anpreist, „das die Kunst betrifft, Mosaische oder Musivbilder zu verfertigen von puren Naturalien aus den drey Reichen der Natur“.
Das Mainfränkische Museum in Würzburg konnte 1964 zwei Musivbilder Zangs erwerben. Diese 47 mal 62 cm großen unter Glas gerahmten „Musivgemälde“ aus einem Zyklus von Monatsbildern werden so beschrieben:
Zwei Collagen, sog. „Musivbilder“ von Johann Heinrich Zang.
Der Monat Oktober – 1799. 47 x 62 cm – „Musivgemälde“ unter Glas, gerahmt – Aus Baumrinde, Moos, Blättern, Gräsern zusammengesetzte, auf Karton geleimte hügelige Landschaft mit Dorf in der Ferne. Im Vordergrund unter hohen Bäumen stattliches Gutshaus, Kelterhaus und terrassierter Weinberg mit Burgruine. Figürliche Staffagen aus Papier geschnitten und bemalt. Auf der Rückseite die Inschrift: ‘Der Monat October. Der Weinberg mit den Arbeitern im Weinberge – Matth. 20. Angefangen den 15. Oct. (17)99 geendigt den. . .’ (fehlt). ‘17 Schuh hoch ist die Horizonat- und Burghöhe. 18 Punkte ist ein Schuh. 81 Punkte ist der Schaffner hoch der auszahlet. Diese 81 Punkte und 5 Schuh nach verjüngtem Maße’.
Der Monat Dezember – 1807. 47 x 62 cm – „Musivgemälde“ unter Glas, gerahmt – Dorflandschaft zu Füßen eines steilen Berghanges mit Holzfällern bei der Arbeit. In das Berginnere führt eine nur erst vorgezeichnete, von Säulen flankierte Tür. Figürliche Staffagen aus Baumrinde, Gesichter aus Pappe geschnitten und bemalt. Unvollendet. Rückseite: ‘Der Monat December. Eine Winterlandschaft mit der Heidnischen Göttin Vesta, wie sie in den verfallenen Tempel gehet, das Opferfeuer anzuzünden. Entworfen, gezeichnet und belegt von Joh. Heinrich Zang in Maynstockheim vom 8. May bis. . .(fehlt) 1807′. Es folgen nicht mehr lesbare Maßangaben.
(Quelle: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 21, S. 431, Würzburg 1969)
Inzwischen ist noch ein weiteres Musivbild von Johann Heinrich Zang aufgetaucht. Es befindet sich derzeit in Privatbesitz.
Die Beschreibung des Bildes lautet (soweit lesbar): „Nro … / Die Geschichte des Propheten Elia, / Von der Wittwe zu Zarpath. / 1. Buch. Könige 17. / [?] 15. Schuhe, 1. Schuh 16. Punkte / Lin. Arithmet. / Gefertiget von / Joh. Heinrich Zang / in / Maÿnstockheim / 1805.“
Auf ein weiteres Musivbild mit dem Titel ‚Der Monat Maÿ‘ wurde ich im Jahr 2011 aufmerksam gemacht. Es wurde in der Gegend von Limoges in Frankreich erworben und befand sich zeitweise in den „Pelham Galleries“. Seit 2021 ist es im Besitz des Museum für Franken in Würzburg.
„Nro. / Der Monat Maÿ / gefertiget von / Joh: Heinrich Zang / in Maÿnstockheim / vom 23, März bis 30, April / 1807 / gezeichnet und belegt. / Die Aughöhe ist 19. Schuhe, / welches 418. Punkte der / Linea arihmetica sind. / machen 22. Punkte 1. Schuh, / nach welchen alles gemeßen ist.“
Im Januar 2023 wurde ich über den privaten Erwerb eines weiteren Musivbildes informiert.
Auf der Rückseite des Bildes befindet sich folgende Aufschrift:
„Nro. 32 / Ein Vulkan, / gefertiget von / Joh: Heinrich Zang / in Maÿnstockheim / bey Wirzburg. / vom 22. Martii 1796.“
Das Bild hat eine sandige, „kristalline“ Oberfläche und glitzert im Licht sehr stark. Das Bild misst ungefähr 52 x 67 cm.
Hier eine Reihe von Detailaufnahmen; sie wurden uns dankenswerter Weise durch den jetzigen Eigentümer zur Verfügung gestellt.