Vor kurzem ging uns ein Bericht zu, der einen weiteren interessanten Zug zum Bild des Kantors Zang darlegt und in unserer Zusammenstellung aller Nachrichten über Zang nicht fehlen sollte. Er kommt aus dem Dorf Mönchsondheim, das etwa 15 km (Luftlinie) südöstlich von Mainstockheim liegt und heute ein Ortsteil der Stadt Iphofen ist. Der Verfasser, der Schultheiß Johann Matthäus Krackhart war ein sehr vielseitiger Mann, der in seinem Dorf als Chirurg, Schultheiß, Gemeindevorsteher und Wirt tätig war. In Mönchsondheim hatte das sehr reiche Kloster Ebrach ebenso wie in Mainstockheim Besitzungen und Untertanen. Wahrscheinlich nach der Wahl eines neuen Abtes oder Prälaten wurde die Erbhuldigungs-Veranstaltung für alle Untertanen des Klosters im Amt Mainstockheim im sog. Ebracher Hof in Mainstockheim abgehalten. Wir bringen den aufschlussreichen Bericht aus dem Band B3 (hintere Blätter) des Gemeindearchivs Mönchsondheim, der uns vom Leiter des Stadtarchivs Iphofen, Herrn Rektor i. R. Andreas Brombierstäudl, dankenswerterweise übersandt wurde, in einer gekürzten Fassung.
Erbhuldigungs-Beschreibung welche den 6. Octobr. 1777 zu Mainstockheim Soleniter((= feierlich)) vollzogen worden.
Die Gnädig vestgesetzten Erbhuldigungs Veranstaltungen wurden von einem Hochlöbl. Amt Mainstockheim denen sämtlich Ebrachischen Schultheißen übertragen, und zwar mit dem Zusatz, was sämtliche treuen Unterthanen in dem Amt Mainstockheim ihrem Gnädigen Regenten und Landes Vatter vor eine Ehr-Bezeugung veranstalten würden, Hochdieselben auch Gnädig ansehen wolten. Man hat so dann die Abrede beschloßen, daß man von Kitzingen 6 Stück((Geschütze)) bestellen, von Würzburg 8 Mann Bande Musicanten((Musikkapelle)) zur Tafel Music, und nach Tisch eine von H. Cantor zu Mainstockheim combinirte((wörtlich: zusammengestellt, der Verfasser meint aber sicher komponiert!)) schöne Music, Nachts aber ein Feuer Werck veranstaltet werden solte, welches auch alles wie nachfolgend ins Werck gerichtet worden.
Wie nun der 6. Octobr. als der Huldigungs Tag anbrach, wurden die sämtlichen hiesigen Unterthanen früh um 4 Uhr reißfertig mit sauberer Kleidung, das hiesige Gericht aber mit Mändeln auf das Rathhauß bestimmt, sämtliche alda nach der aufgesetzten Listen verleßen und vermahnet, daß sie sich Ehrbar und Brav aufführen und unterwegens keine Zänkereyen anfangen solten, mithin nun nach Mainstockheim abgehen und bey dem Ebrachischen Wirthshauß daselbst bis auf weitere Ordre((= Befehl)) versammeln sollen.…
Im Folgenden wird nun sehr ausführlich der Zug zum Ebracher Hof beschrieben: Musikanten mit blasenden Instrumenten, die Schultheißen der verschiedenen Dörfer und die Zahl der Untertanen. Dann die Messe in der Kapelle des Ebracher Hofes, danach Trompeten und Pauken, der Ehrensalut der „6 Stück“, die Aufstellung des Abtes, der Amtleute und der Ehrengäste beim aufgebauten Thron im Hof, Rede des Hofrats und Antwort des Mainstockheimer ebrachschen Schultheißen, die Pflicht und Angelobung und Nachsprechen des Eides und die Ansprache des neuen Abtes.
…Hierauf tratten Sie, unter lautem Vivat ruffen vom Throne ab, und wir Schultheißen begleideten Hochdieselben in der Ordnung wiedrum hinauf bis an ihr Zimmer. Wir besorgten hierauf unsere Gemeinden und machten Anstalten, daß sie aus dem Herrschaftl. Keller ein jeder Bürger eine Maß Wein und 2 Weck oder einen doppelt Weck bekommen, welchen Wein auch die Gnädigste Herrschafft samt denen Wecken frey und ohn entgeldlich hergaben, auch die Unterthannen mit deren Güte wohl vergnügt waren. Es war ein 73 er Jahrgang, welcher die Unterthannen auch recht lebhafft und munter machte. Wie wir Schultheißen dieses besorgt gehabt, so giengen wir mit dem H. P. Hofmeister Hochwürd. in seinem Zimmer zu Tisch und bekamen eine propere Mahlzeit, auch zur Gesundheit einen 48 er Wein, so viel man wolte. Sr. Hochwürden und Gnaden speisten oben mit 22 vornehmen Gästen, worunter der H. Prälat von Kloster Schwarzach begriffen, in dem ordinairen((= gewöhnlichen)) Tafelzimmer unter einer annehmlichen Tafel Music, auch bey Gesundheit Trincken unter Abfeuerung deren Stucken und Trompeten- und Paukenschall; Wie nun die Confecturen((Süßspeisen)) aufgetragen wurden, so wurden wir durch den Laquai((Diener in Livreé)) in das Tafelzimmer gerufen und geführet, und genaßen also daselbst unter Hoher Gesundheit Trincken den besten Wein; Unter währender Mahlzeit verfügten sich die sämtlichen Unterthannen nochmals in den Ebrachischen Hof und rufften überlaut unter Aufwerffung ihrer Hüthe aus: „Vivat! Es leben Ihro Hochwürden und Gnaden, unser allerseits Gnädiger Herr Prälat!“ Welches dem ganzen Hohen Assemblee((Gesellschaft)) insonderheit dem Gnädigen Herrn wohl gefiel, und daraus der Unterthannen Treue und aufrichtige Herzen abnahmen. Wie nun um 5 Uhr der Herr Prälat zu Schwarzach sich beurlaubet und abgereißt war, so gieng die von dem H. Cantor zu Mainstockheim selbst combinirte Music oben in dem großen Saal an, welche 1 ½ Stunden dauerte und lhro Hochwürden Gnaden großes Wohlgefallen darüber bezeiget; Der Gnädige Herr saßen in der Mitte, Hochdenenselben zur Rechten saßen die zwey Geistlichen Ebrachischen Herren und der Herr Pfarrer von Großen Lanckheim mit etlichen Capucinern, und zur Lincken der Herr Hofrath und Sindicus Freybott, H. P. Amtmann und wir Schultheißen. Wie nun die Music, welche noch zu lezt wegen hereinbrechender Nacht mit Lichtern geendiget worden, so verfügten sich Ihro Hochwürden hinunter auf den Gartengang, um das veranstaltete Feuer Werck mit anzusehen, welches auch schön und bey ¾ Stunde gedauert und worüber Seine Hochwürden Gnaden ein besonderes Wohlgefallen bezeiget haben. Nach Endigung dessen giengen Hochdieselben zur Tafel, und wir Schultheißen hatten auch die Gnade, ebenfalls an die Tafel darzu gezogen zu werden, welche bis Nacht gegen eilff Uhr dauerte; Nach Aufhebung der Tafel verfügten sich lhro Hochwürden Gnaden zur Ruhe in Ihr Zimmer, und wir Schultheißen begleideten Hochdieselben bis dahin und empfahlen uns unter Anwünschung Hoher angenehmer Ruhe Hochdenenselben zu Gnaden….
Der Schlussabschnitt befasst sich schließlich noch mit der Berechnung und Bezahlung der Kosten für dieses Fest.